
Katze Greeven:
Die Entfesselung
des Sebastian
Performance am Werdersee
»Was ist langweiliger als Fahnenschwenken? Beim Fahnenschwenken zuschauen!«
(Schützen-Weisheit)
Katze Greeven ist mit dem Schützenfest am Niederrhein aufgewachsen und beobachtete Jahr für Jahr gebannt das Fahnenschwenken auf der sonntäglichen Parade. Eine für die Region typische Fahnenschwenkabfolge ist »Die Fesselung und Entfesselung des heiligen Sebastian«, bei der eine Fahne in horizontalen Kreisen von Kopf bis Fuß um den Körper geführt wird. Jede Umkreisung beschreibt eine Fläche so flach wie der Niederrhein selbst.
In Katzes Dorf waren alle Fahnenschwenker Männer. Jetzt will die Künstler*in selbst zur Schwenker*in werden und lässt sich von ihrem Bruder die Abfolge beibringen, um sie nach Bremen zu tragen. Gemeinsam mit der Musiker*in Cordula Heins und der Hornistin Karin Knobloch entwirft Katze die Choreografie der (Ent-) Fesselung neu und lässt Sebastian sprechen. Wie formbar sind militärische, christliche und patriarchale Wurzeln? Hat ein Heiliger das Potenzial zum Dragking? Und was befindet sich jenseits der Langeweile?
Im Dialog zwischen Fahnen, Gesang und Blasinstrument entsteht auf einer Wiese am Deich hinter der Schwankhalle ein Ritual zwischen Unterhaltungsshow und urbanem Brauchtum. Die Performance fragt nach der Rolle der Gemeinschaft in Städten und nach dem Weiterleben von kulturellem Erbe. Umkreisung für Umkreisung wird die Wiederholung zum Symbol für das Aufbrechen von Traditionen.
Katze Greeven (alle Pronomen) kommt aus Grietherbusch. In ihren performativen Arbeiten fordert die Künstler*in mittels Tanz, Sprache und Humor bestehende Machtgefüge und Traditionen heraus. Im Fokus dabei: Der Körper und seine Geschichten als Ort für Verletzlichkeit und Veränderung. Katze arbeitet seit 2019 mit dem Performancekollektiv b/w*itch ↗. Nach dem Master Performance Studies an der Universität Hamburg hat sie das Grundstundstudium Tanz bei bewegungs-art in Freiburg abgeschlossen. Aktuell ist sie Stipendiatin des »übenübenüben³« Stipendiums der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft in Mönchengladbach. Zuletzt produzierte Katze gemeinsam mit Kattú Mitxelena Newiger und der Rapperin Finna »lost particles – das Darmstück« in der Schwankhalle.
Instagram @katzegreeven ↗
Credits
Choreografie & Performance: Katze Greeven
Gesang & Performance: Cordula Heins
Horn: Karin Knobloch
Kostüm, Fahnen & Bühne: Staeff Günther
Dramaturgie: Judith Strodtkötter
Choreografisches Outside Eye: Neus Ledesma Vidal
Critical Observing: Yvonne Sembene
Produktionsleitung: Anne Storm
Koproduktion: Schwankhalle. Gefördert vom Senator für Kultur der Freien Hansestadt Bremen, der Sparkasse Bremen und dem Ortsbeirat Neustadt.