#VARIOUSARTISTS:
Queering Memory

Online Talk mit Tobias Malcharzik

2021 Online Talk
Do
19:00
Moderation: Aron Woldamlak

Teilnahme kostenfrei über Zoom.

Wie können Erinnerungen erzählt und inszeniert werden, ohne die normierenden Kategorisierungen von Geschlecht, Körper und Identität fortzuschreiben? Wie kann man die Konstruktion der eigenen Biografie kritisch befragen und durch queere Erzählweisen stärken? Ausgehend von biografischen Erfahrungen beschäftigt sich Tobias Malcharzik in künstlerischen Arbeiten mit Strategien des ›Queerings‹ von Erinnerungs- und Erzählkulturen. In der Solo-Performance ›Comeback‹ macht Tobias die Rekonstruktion einer Drag-Performance in der Turnhalle der Grundschule zum Symbol einer queeren Kindheitserinnerung zwischen Fiktion und Wirklichkeit. In einem Rechercheprojekt versucht Tobias durch den Begriff ›Paskudnik‹ hindurch sowohl auf die eigene Familiengeschichte zu blicken, als auch queere Diskurse aufzuspüren. Fünfzig Jahre später zeichnet Tobias die Migrationsroute der Familie bis in das oberschlesische Dorf Maków rückwärts nach, um ›Paskudnik‹ als erinnerungspolitische und postmigrantische Drag-Figur zu beschwören. Und in dem aktuellen Zine-Projekt ›Zweitausend Kilometer pro Stunde auf der falschen Spur‹ widmet Tobias sich anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums der russischen Band t. A.T.u. Songs wie ›Nas Ne Dogonyat‹, ›All the Things She Said‹ und ihrem Identifikationsangebot zwischen Popkultur, Queerness und PostOst.

Am Beispiel dieser und weiterer Arbeiten spricht Aron Woldamlak mit Tobias Malcharzik über die queeren Potenziale, die in individuellen und kollektiven Erinnerungen liegen und die künstlerischen Strategien, mit denen sie zum Vorschein gebracht und erkundet werden können.

Tobias Malcharzik hat angewandte Kulturwissenschaften in Hildesheim studiert. Die erste Solo-Performance COMEBACK, die in Zusammenarbeit mit Charlotte Lauber und Laurin Thiesmeyer entstand, wurde u.a. zum BEST OFF 2020 – Festival Freier Theater Niedersachsen, Performing Art Festival Berlin 2020 (Hebbel am Ufer), Körber Studio Junge Regie 2020 eingeladen und zuletzt in der Schwankhalle gezeigt. Neben der eigenen Theaterpraxis war Tobias Teil des kuratorischen Leitungsteams von transeuropa2015 – europäisches Festival für performative Künste in Hildesheim und kuratierte als Teil der Dramaturgie des Schauspielhaus Bochum von 2017-2018 das Klub- und Diskursprogramm #placetobetween (Eve Bar). Seit 2018 ist Tobias Teil der ›Initiative für Solidarität‹, die sich machtkritisch mit Theaterstrukturen und Formen der Solidarität auseinandersetzt. Im September 2019 hat Tobias mit Freund*innen zusammen das DJ- und Klubkollektiv soft spot in Hannover gegründet, das nach queer-feministischen Politiken auf und neben dem Dancefloor sucht.